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Kranichzug 2018
Linum 02. Oktober 2018: Ganz anders als im Vorjahr stellt sich heuer im Oberen Rhinluch die Welt der Kraniche dar. Diesmal bestimmen die ausgebliebenen Niederschläge und weithin die anhaltende Trockenheit die Ereignisse. Schon im zeitigen Augst suchten zahlreiche Kraniche das Teichland in Linum auf, um in einem der großen, mit Wasser flach bespannten Teiche zu übernachten. Das waren schon am 17.08. etwa 350 Vögel, am 31.08 bereits etwa 660 Stück und am 12.09. schon gut 3.000 Exemplare. Jedoch kam es zu diesem Zeitpunkt zum Wegzug einiger. Am 13.09. übernachteten zirka 2.000 Vögel im Teichgebiet. Wegen Austrocknung kleiner Feuchtflächen in der weiteren Umgebung haben diese Kraniche wohl ihre Bruthabitate verlassen und sich im Teichgebiet eingestellt. Anscheinend sind unter Wirkung der Trockenheit manche Bruten erfolglos verlaufen. Viele Küken gingen wohl verloren.
Auch im Rhinluch kam es infolge der Trockenheit sehr frühzeitig zum Abernten der ausgedehnten Maiskulturen, in denen nur geringe Kolben-und Körnerbildung erfolgt war. Die Stoppel wurden zumeist auch alsbald für Neubestellung bearbeitet. So dass das gewohnte, durchaus zweifelhafte (!), Maiskorn-Nahrungsangebot weithin fehlt und sich wie üblich nur in jenen Bereichen findet, die im Vorjahr durch das Niederschlagswasser überstaut waren und über hinreichende Bodenfeuchtigkeit für das üppige Pflanzenwachstum verfügen.
Am 7.9. wurden im Bereich des Rhinluch schon insgesamt ca. 10.000 Kraniche geschätzt. Dank der Zuleitung von Wasser zur Flutung des großen Schlafplatzbereichs auf den Wiesenflächen östlich der Teiche hatten sich erste kleinere Blänken gebildet, die geeignete Schlafplätze bieten. Die erste „Zählung“ dieser Saison beim Morgenausflug am 25.9. 2018: hat dann 16.337 Kraniche ergeben, und am 2.10. wurden 49.840 Stückermittelt, fast wie 2017 zur gleichen Zeit; aber nennenswert geregnet hat es noch immer nicht. Am 29.09. war tagsüber der Zuzug aus nördlicher Richtung eintreffender größerer Gruppen zu beobachten gewesen.
Wegen geringen Angebots an Nahrungsflächen auf Maisstoppel suchen die Kraniche nun sehr wohl auch andere Flächen auf. Neben Grünland durchaus auch gerade mit Wintersaat bestellte Flächen und solche mit Bewuchs aus Zwischenfrucht /Gründüngerpflanzen wie Phacelia. Auffallend ist, dass die Vögel sich dort weiter über die Fläche verteilt aufhalten und mehr in kleineren Gruppen der gemeinsamen Nahrungssuche nachgehen. Bevorzugte Bereiche sind jene in Nähe der, nahezu trocken gefallenen, Entwässerungsgräben wo vermutlich noch etwas mehr Bodenfeuchte besteht und das Picken nach bodenbewohnenden Beutetieren ermöglicht.
Es bleibt spannend, die weitere Entwicklung zu beobachten, insbesondere ob noch in größerer Anzahl Zuzug erfolgen wird und für wie lange diese Tiere im Bereich des Rhinluch Schlafplatzes verweilen werden.
Dr. E. Schneider
Unser Kooperationspartner im Rhinluch:
www.stiftung-kranichland.org