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Bewahrung der Biodiversität

VsK-Aktionstag für die Erhaltung der Biologischen Vielfalt
Dipl.-Biol. Dr. Eberhard Schneider

Der Artenschwund sollte längst gestoppt sein, so die einstige Verkündung. Doch, entgegen den Verlautbarungen auf allen einschlägigen Großveranstaltungen ändert sich nichts – das Artensterben geht weiter, der versprochene Schutz der Biodiversität
bleibt eine Farce. Blicken wir kurz zurück auf das Jahr 2010:

 

Seit dem 19. Mai findet nun in Bonn eine große Konferenz der Vereinten Nationen (UNO), in der mehrere tausend Teilnehmer dieser - „COP 9“ genannten - Tagung sich fachlich austauschen über die Möglichkeiten, Wege und Maßnahmen zur Erlangung der in den internationalen Vereinbarungen gesteckten Ziele der „Erhaltung der Biologischen Vielfalt“ - der Biodiversität.

Man diskutiert über die Eindämmung des rapiden Artensterbens: des Aussterbens von Pflanzen und Tieren, den bevorstehenden Verlust ungezählter Arten auf immer.

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Biodiversität umfasst die gesamte Vielfalt des Lebens auf dieser Erde und aller Wechselbeziehungen der Organismen untereinander und im Austausch mit ihrer Umwelt. Dazu gehört die Mannigfaltigkeit der biologischen Arten (Pflanzen, Tiere, Mikroorganismen) in deren Lebensgemeinschaften, deren Gene, ihre Populationen, die Lebensräume (Habitate und Biotope) und die Ökosysteme. Also: Die gesamte belebte Erde - die vielfältige Biosphäre mit den Organismen in ihren vielgestaltigen Formen und deren mannigfaltigen Funktionen.

Dieses komplexe Beziehungsgefüge befindet sich in ständiger Veränderung und Entwicklung. Es verlangt von den Individuen der biologischen Arten die immerwährende Auseinandersetzung mit den Bedingungen ihrer Umgebung und die Anpassung an Änderungen. Diese Prozesse der Evolution gehören nicht der Vergangenheit an, die allenfalls noch in Museen zu besichtigen bleiben. Sie sind Gegenwart, sie laufen ständig ab. Evolution steht nicht still und ist nicht zu konservieren.

Aber die Anpassungsprozesse benötigen Zeit. Viel Zeit!, in der sich bestimmte Formen (Typen) der einzelnen Arten bewähren müssen, um künftig die Vielfalt zu erhalten, zu ergänzen und zu entwickeln - oder als Art unterzugehen und auszusterben! Doch „moderne“ Menschen lassen ihnen nicht mehr die Zeit. Das einseitig und egoistisch nach ständigem „Nutzen“ der Naturgüter trachtende Denken der „zivilisierten“ Menschheit, ein durch ein extrem anthropozentrisch ausgerichtetes Weltbild der Moderne treibt den zerstörerischen Umgang mit den, einer hemmungslosen anthropogenen Plünderung ausgesetzten, natürlichen Ressourcen, der Naturgüter und der Biologischen Vielfalt.

Es scheint, als sei das Menschenhirn überfordert, die Komplexität der Biodiversität überhaupt hinreichend zu erfassen. Funktionelle Zusammenhänge und Abläufe der Prozesse, welche die Biologische Vielfalt ausmachen, übersteigen vielfach offenbar das Vorstellungsvermögen der meisten Menschen, die in ihrer rücksichtslosen Plünderung des Planeten Erde die Vielfalt vernichten. Wobei sie die Lebensgrundlage auch der eigenen Spezies zerstören.

Die biologische Diversität umfasst:

Genetische Diversität - die Vielfalt der Gene innerhalb einer Population oder Art, auch als genetische Vielfalt der Arten innerhalb einer Lebensgemeinschaft eines Gebietes

Artendiversität - die Zahl der Arten in einem Lebensraum oder Ökosystem

Habitatdiversität - die Vielfalt an Umweltfaktoren, Strukturen und Naturgütern des Ortes

Ökosystemdiversität - die Vielfalt in großen Gebieten der belebten Erdoberfläche

Funktionale Diversität - die Vielfalt der Prozesse, Wechselbeziehungen und ökologischer Funktionen in Populationen, Lebensgemeinschaften, Lebensräumen und Ökosystemen

 

Auch wir Menschen sind von der biologischen Vielfalt abhängig. Sie ist unser aller Lebensgrundlage. Artenvielfalt kann nicht als ökonomischer Wert gemessen werden. Denn dazu ist sie viel zu wertvoll. Doch sie beginnt vor unserer Haustür! Jeder ist deshalb aufgerufen, an ihrem Schutz und Erhalt mitzuwirken, Natürliches walten zu lassen statt alles zu regulieren. Das beginnt beim Verzicht auf Unnötiges und Schädliches und erfordert jede mögliche Hilfe.
Es muss nicht alles einer „Nutzung“ unterliegen und kaum etwas ist schädlicher als die Perversion der Naturschutzideologie, die sich das „Nutzen um zu schützen“ auf die Fahnen geschrieben hat.

Der Erhalt der Biodiversität erfordert an vielen Stellen den Verzicht, Verzicht auf die ausbeutende Nutzung der Naturgüter.

Der Schutz der biologischen Arten, der Schutz der Vielfalt um ihrer selbst Willen
ist das Gebot der Stunde!

Wir dürfen die natürliche Vielfalt nicht zur menschengemachten Einfalt ruinieren!