Der Zug der Kraniche mit Zwischenstopp auf dem derzeit bedeutsamsten „Trittstein“, dem großen Rastplatz der aus den nordischen Brutgebieten nach Süden ziehenden Kraniche nimmt deutlich Form an. Im Oberen Rhinluch hielten sich über den Sommer hin bis zu ca. 500 Kraniche auf, die zumeist in kleinen Gruppen, manchmal größeren Trupps auf den Nahrungsflächen im Grünlandbereich, später auf abgeernteten Getreideflächen zu beobachten waren. Einige Brutpaare haben in der Region auch Junge aufgezogen.

Seit Anfang September kamen neue Tiere hinzu, es waren bisher zwischen 900 und 1.000 Stück registriert. Seit Wochenbeginn sind größere Verbände zu beobachten, die in großer Höhe ankommen und durch das laute Rufen leicht auszumachen sind. Wenn die Vögel dann beginnen zu kreisen und dabei nicht in Ausnutzung einer Thermik aufsteigen sondern sich aus der vorherigen großen Flughöhe herabschrauben um im Gleitflug einen Landeplatz ansteuern, werden sie sich zur Rast im „Trittsteinbiotop“ und den zugehörigen Nahrungsarealen niederlassen.

Die Ernte der ausgedehnten Maisflächen, die eine wesentliche Nahrungsgrundlage für die (in den Vorjahren bis zu 80.000 Stück in der Tagesspitze ) Kraniche liefern, auf denen die Vögel dann die Erntereste aufpicken, ist in vollem Gange. So passen das jetzt herrschende sonnige Wetter, die Zugzeit und das zunehmend aufscheinende Nahrungsangebot bestens zusammen.



Heute (20.11.) um etwa 14 Uhr waren drei große Trupps von Neuankömmlingen zu beobachten, die nun wohl schon aus weiter nördlich liegenden Gebieten ankommen. – Doch das ist erst die „Vorhut“! In den kommenden Tagen werden täglich tausende der großen grauen Vögel einfliegen und im Rhinluch rasten.

Die Schlafplätze liegen zum einen in den großen Wasserflächen der Teichwirtschaft in Linum, welche das Vogelschutz-Komitee auf lange Zeit gepachtet hat und ganz speziell für die Kraniche „bewirtschaftet“, d. h. eine den Bedürfnissen der schlafenden Kraniche angepassten Wasserstand eingestellt haben. Die dort nicht mehr Platz findenden Kraniche (wenn ca. 30.000 dort stehen) suchen die ausgedehnten Wiesenflächen nordöstlich von Linum auf, welche in diesem Jahr nach den reichlichen Niederschlägen gut mit Wasser bedeckt sind – sonst eigens mit  Wasser aus dem Teichgebiet die Schlafplatzeignung erfahren.

Der Höhepunkt des Kranichzuges ist natürlich noch einige Wochen entfernt, doch auch jetzt lohnt sich für Naturbegeisterte ein Besuch. Der Abendeinflug in die Schlafareale ist am ganzen späten Nachmittag zu beobachten. Führungen bietet das Vogelschutz-Komitee für seine Förderer und Freunde kostenfrei an, ebenso für Gäste des hiesigen Kooperationspartners Landpension Adebar. (www.landpension-adebar.de).



Auf Wunsch kann nach rechtzeitiger Voranmeldung eine Fahrt mit dem „rollenden Kranichbeobachter“ einem vom VsK-eigenen Traktor gezogenen Kremserwagen erfolgen. Welcher dann ab dem 08. Oktober, „Tag des Kranichs“ und in der nachfolgenden „Kranichwoche“ täglich bereit steht – und auch danach noch!

Auch die neu errichtete Beobachtungsplattform des VsK auf dem Gelände der Landpension Adebar kann ab sofort für die Beobachtung des Abendeinfluges aller aus den südlichen Himmelsrichtungen hereinkommenden Kraniche von jedermann benutzt werden (Benutzung auf eigenes Risiko und Gefahr!).

In den nächsten Tagen beginnen die Bestandserfassungen der AG Kranichschutz. Wir werden an dieser Stelle jeweils aktuell über die Ergebnisse der jeweils dienstags beim morgendlichen Abflug der Vögeldurchgeführten „Zählungen“ berichten.

Dr. Eberhard Schneider