Gänsejagd Linum


Quelle: Märkische Allgemeine, 10.11.2003

Rund 200 Teilnehmer bei Demonstration gegen Gänsejagd im Schutzgebiet
“Die pure Lust am Töten”

LINUM/Brandenburg: Nun ist es klar: Die Gänsejagd mitten im Linumer Kranichschutzgebiet, die Anfang der vergangenen Woche für Aufregung gesorgt hatte, war so nicht rechtmäßig. Bei einer Protestdemonstration des Naturschutzbundes (Nabu) am gestrigen Nachmittag erläuterte Jörg Lippert vom Landesumweltamt Brandenburg den Vorfall.

Demnach seien 38 auswärtige Jäger vom vergangenen Montag bis Mittwoch im Linumer Teichgebiet, das zu den größten Binnenrastplätzen für Zugvögel in Europa gehört, auf Gänsejagd gegangen. Ob nahe der Stelle, an der noch immer 16 000 Kraniche rasten, sogar Leuchtraketen eingesetzt wurden, wollte Jörg Lippert aber nicht bestätigen. “Fakt ist aber, dass die Gänsejagd so nicht vertretbar ist.” Schließlich ist im Jahr 2002 das Bundesnaturschutzgesetz geändert worden. “Jäger haben seitdem besondere Störungsbestimmungen für Zugvögel zu berücksichtigen”, so Lippert.

Da das vermutlich missachtet worden ist, wird das Landesumweltamt aufgrund der eingegangenen Anzeigen ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die Jagdgemeinschaft einleiten.

Jörg Wenz, Besitzer der Linumer Teiche, bestätigte unter Buh-Rufen der Demonstranten die Jagd auf seinem Areal. “Leuchtraketen wurden aber nur zum Beenden der Jagd benutzt”, versicherte Wenz. Das habe er von seinem an der Jagd beteiligten Bruder erfahren. “Und dem glaube ich mehr, als jemandem, der mit einem Fernglas irgendwo im Busch sitzt.” Laut Wenz sind bei der Jagd, die er am Mittwoch wegen der Proteste ausgesetzt hatte, zehn Gänse geschossen worden. Linums oberster Kranichbetreuer Ekkehard Hinke, der die Jäger am Dienstag beobachtet hatte, hielt dagegen: “Es werden drei bis fünf Gänse verletzt, bevor eine getötet wird.” Auch Eberhard Schneider vom Vogelschutz-Komitee Göttingen kritisierte die Jagd im Kranichschutzgebiet: “Das ist die pure Lust am Töten.”

PETER SCHWIERZ

Hinweis des VsK:

Inzwischen hat sich die Situation an den Linumer Teichen deutlich geändert. Lesen Sie dazu bitte unsere Projektbeschreibung Linum .